Gruppe Blumenstrauß

 

 

Artikel Offenbach Post, 9. Juni 2023:

 

Inklusiv mit Gruppe Blumenstrauss getrommelt

 

BEHINDERTENHILFE - Band bietet Musikworkshop für Freiwillige / Neue FSJler gesucht

 

 

Techniken an der Djembé zeigten Alexander Hagen, Andreas Krause, Cindy Hentschel,  Lukas Kühn und Farid Faust (von links) den FSJlern der Behindertenhilfe. (Foto: privat)
Techniken an der Djembé zeigten Alexander Hagen, Andreas Krause, Cindy Hentschel, Lukas Kühn und Farid Faust (von links) den FSJlern der Behindertenhilfe. (Foto: privat)

 

Offenbach – Das war etwas Besonderes: Die inklusive Gruppe Blumenstrauss gab einen Trommelworkshop für Teilnehmer am Freiwilligen Sozialen Jahr bei der Behindertenhilfe. Seit vier Jahren musizieren Menschen mit und ohne Behinderung in der Band, haben sogar eine CD aufgenommen. Dank Auftritten in Offenbach und Umgebung sind sie routiniert darin, sich vor anderen zu präsentieren. Doch in die Dozentenrolle zu schlüpfen und ihr Wissen weiterzugeben, das war für die Fünf neu. "Morgens war ich etwas aufgeregt, aber als es losging, ist das schnell verflogen", berichtet Cindy Hentschel, Sängerin und Keyboarderin. Mit den anderen stellte sie Schlagtechniken an der Djembé vor, ehe es ans Improvisieren und ums Einüben einer Gruppen-Performance ging.

 

"Die Rolle als Dozent einzunehmen war richtig cool", erzählt Gitarrist Andreas Krause. "Da konnten wir das, was wir draufhaben, weitergeben und in Austausch mit den Freiwilligen kommen." Auch die waren begeistert. "Es war richtig toll und hat viel Spaß gemacht", sind sie sich einig.

 

Seminare sind Bestandteil eines Sozialen Jahrs bei der Behindertenhilfe. Freiwillige können an 25 Tagen Erfahrungen sammeln und ihre Arbeit reflektieren. Ab August bietet die Behindertenhilfe wieder FSJ-Plätze in Integrativen Kitas, Schulbegleitung oder einer Wohneinrichtung an. Wer Lust hat, kontaktiert Claudia Kamer von der Fachstelle Freiwilligendienst per E-Mail an c.kamer@behindertenhilfe-offenbach.de oder unter z 0178 1416660. mt

 

 

Artikel Offenbach Post. 8. März 2024:

 

Wie ein bunter Blumenstrauß

 

Inklusive Offenbacher Band bereitet sich auf

Benefizkonzert im Capitol vor

 

 

Gemeinsam musizieren (von links) Lukas Kühn, Cinderella Hentschel, Andreas Krause, Alexander Hagen und Farid Faust. Fotos: golebiewska
Gemeinsam musizieren (von links) Lukas Kühn, Cinderella Hentschel, Andreas Krause, Alexander Hagen und Farid Faust. Fotos: golebiewska

 

Offenbach – Farid Faust gibt mit seinen Drumsticks den Takt vor. Andreas "Andi“"Krause greift mit der rechten Hand nach dem Mikro, mit der linken spielt er am Ständer, um ihn auf die richtige Höhe zu bringen. Er sitzt auf einem Stuhl in einem Raum der Wohnanlage an der Senefelderstraße 263, wo alles angefangen hat.

 

Auf Andreas Schoß liegt eine schwarze E-Gitarre, sein linker Fuß wippt im Rhythmus mit, während er ins Mikro singt: "Mach mich nicht blöd an, nur weil ich nicht höre." Mit Keyboard, Schlagzeug und Sample-Pad – einem elektronischen Schlagzeug – sorgen die anderen vier Bandmitglieder für Akustik. Aus einem Haufen chaotischer Geräusche entsteht die Melodie des Liedes "So wie ich bin"."Sehe" ertönt es plötzlich laut hinter dem Keyboard – Cinderella "Cindy" Hentschel korrigiert ihn, er hat den Text verwechselt. Eine kurze Lachpause, und es geht weiter.

 

Die inklusive Gruppe Blumenstrauß probt nach einer Pause wieder. Donnerstags kommen die Mitglieder in der Anlage zusammen und machen ordentlich Krach – wie es sich für eine Rockband gehört. Vor ihrem großen Auftritt am Samstag, 9. März, im Capitol (Goethestraße) gibt’s noch ein paar Songs zum Üben. Als Vorgruppe will Blumenstrauß beim Benefiz-Rock die Bühne erobern und das Publikum auf die Hauptband des Abend, Grooving Doctor Challenge, einstimmen.

 

Ein Blick zurück. 2019 finden die Mitglieder über ein Casting zusammen. Sozialpädagoge Alexander Hagen beschließt mit der Behindertenhilfe Offenbach, ein inklusives Bandprojekt ins Leben zu rufen – mit eigenen Songs, Studioaufnahmen und Konzerten. Seine Intention: "Einfach gute Musik auf die Bühne zu bringen, ohne dass die Beeinträchtigung im Vordergrund steht", sagt Hagen. Es gehe um das Gefühl, dazu zu gehören, seine Emotionen mit Musik auszudrücken und zugleich ein Gefühl von Normalität zu haben.

 

Musik fließt in den Adern aller Mitglieder, solange sie sich erinnern können. "Ich habe immer gern Musik mit anderen gemacht", erzählt Cindy Hentschel. Als sie vom Casting hört, ist sie neugierig, will erfahren, was für eine Band das ist. Hagen trifft sich mit allen Kandidaten einzeln, etwa zehn Menschen haben Interesse. Sie spielen alle vor – im Raum der Wohnanlage. Hagen trifft eine Wahl, die Gruppe Blumenstrauß ist geboren. Grund für den Namen: „Wir sind individuell wie ein Blumenstrauß“, sagt Krause. Und Hagen ergänzt schnell: "In unserer Unterschiedlichkeit sind wir trotzdem eine Einheit." Die Band legt schnell los, erst spielen sie Covers, wärmen sich auf. Ein halbes Jahr später schreiben sie eigene Stücke, alle gemeinsam. Corona kommt ihnen in die Quere, doch 2022 erfüllen sie sich ihren Traum – ihr erstes Album "Gruppe Blumenstrauß" mit sechs Songs erscheint. Die Band rockt immer mehr deutsche Bühnen. Inzwischen ist ein zweites Album in Arbeit.

 

Andreas Krauses Finger gleiten geschickt über die Gitarrensaiten, sein Blick ist fest auf sie gerichtet, er steht, röhrt ins Mikrofon: "Was ist dein Problem?" Alex guckt zu ihm, schmunzelt hinter seinem Keyboard. Den Song „So wie ich bin“ hat Krause selbst geschrieben. Die Texte sind ihm wichtig. Für ihn hat das Lied eine besondere Bedeutung, weswegen er emotional wird und schluckt. Es geht um Diskriminierung. Kurze Pause. Während Cindy ihre neuen Kopfhörer aufsetzt, macht ihr Farid ein Kompliment: "Wow, du siehst so cool aus, Cindy." Sie lacht. Musik verbindet, und sie alle sind mittlerweile mehr als Bandkollegen. Sie sind Freunde.