Stadion Bieberer Berg

Bieberer Straße 282 / Offenbach

 

Artikel Offenbach Post, 21. Mai 2021:

 

Der Bieberer Berg war Schauplatz unvergessener Konzerte

 

 

Fast nur auf Schätzungen kann man sich verlassen, wenn es um die Zahl derjenigen geht, die gestern im Stadion auf dem Bieberer Berg den Superstars Santana zuhörten. © Archiv/Lang Repro: Back OP 12. Juni 1984
Fast nur auf Schätzungen kann man sich verlassen, wenn es um die Zahl derjenigen geht, die gestern im Stadion auf dem Bieberer Berg den Superstars Santana zuhörten. © Archiv/Lang Repro: Back OP 12. Juni 1984

 

Vor allem in den 80er und 90er Jahren kamen Superstars der internationalen Musikszene meist an Pfingsten auf den „Bersch“, ihre Konzerte lockten zehntausende Besucher ins Stadion – und auch in den Bereich drumherum, denn zum Beispiel im Leonhard-Eißnert-Park ließen sich die Live-Auftritte zumindest akustisch bestens verfolgen.

 

An die 35.000 Fans pilgerten Ende Mai 1982 auf den Bieberer Berg, um Simon and Garfunkel live zu erleben. Das Duo hatte seine ganz großen Erfolge zwar bereits in den 60er Jahren, feierte aber 1981 und damit zehn Jahre nach seiner Trennung ein sensationelles Comeback im New Yorker Central Park. Das Konzert in Offenbach war der Auftakt zur anschließenden Europa-Tournee. Dass ihre Songs auch Anfang der 80er noch lange nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt hatten, zeigte sich spätestens, als die Fans das Stadion bei „Bridge over troubled Water“ mit zehntausenden Wunderkerzen und Feuerzeugen in ein prachtvolles Lichtermeer verwandelten.

 

 

Simon and Garfunkel siegten am Bieberer Berg. © Archiv/dpa Repro: Cezanne OP 01. Juni 1982
Simon and Garfunkel siegten am Bieberer Berg. © Archiv/dpa Repro: Cezanne OP 01. Juni 1982

 

Nur gut ein Jahr später kam der nächste Superstar nach Offenbach: David Bowie. Sein Konzert Ende Juni 1983 wollten etwa 30.000 Fans live erleben, sie bekamen eine Show geboten, in der nicht das kleinste Detail dem Zufall überlassen wurde.

 

"Ein musikalischer Riese mit Snob-Appeal im himmelblauen Dandy-Anzug, dessen geräumige Hose durchaus auch Clowns-Format andeutete, ein Hexenmeister, der Träume zu ventilieren vermag und dabei den weiß-fahlen Schick des New Wave mit Accessoires anzureichern verstand…" schrieb damals Klaus Ackermann in seiner Kritik in der OFFENBACH-POST. Längst hatte sich Bowie zu diesem Zeitpunkt von seiner faszinierenden, innovativ-avantgardistischen Musik der Anfangsjahre wie zum Beispiel auf dem Album "The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars" verabschiedet und sich mit Songs wie "Let’s dance" gefälligeren Rhythmen zugewandt. Dennoch: Wer damals dabei war, wird das beeindruckende Konzert sicherlich niemals vergessen.

 

Let‘s Dance: David Bowie, Kultfigur unter den Pop-Artisten auf dem Bieberer Berg. © Archiv/Eugen Grammig Repro: Back OP 27. Juni 1983
Let‘s Dance: David Bowie, Kultfigur unter den Pop-Artisten auf dem Bieberer Berg. © Archiv/Eugen Grammig Repro: Back OP 27. Juni 1983

 

Erneut nur ein Jahr später verwandelte sich das Stadion in ein "Mini-Woodstock": Bob Dylan, Joan Baez, Carlos Santana und die Rodgau Monotones hatten im Juni 1984 zum Open-Air gebeten – und geschätzte 40.000 Fans kamen und sorgten dafür, dass auf vielen Offenbacher Straßen so gut wie nichts mehr ging. Die "Rodgaus" trumpften ohne Respekt vor den folgenden Superstars auf, von denen allerdings Bob Dylan als der vermeintliche Höhepunkt am Ende des Konzerts enttäuschte. "Gegen Mitte seines Auftritts lichteten sich die Reihen im ausverkauften Fußballstadion" war damals in der OFFENBACH-POST zu lesen – und der Kritiker sprach von einem "nuschelnden, musikalischen Frührentner". Zur Enttäuschung der Fans hatte Joan Baez zudem wegen fehlender Proben den eigentlich zum Abschluss geplanten gemeinsamen Auftritt mit Santana und Dylan platzen lassen.

Baez sorgte allerdings zuvor für einen beeindruckenden ruhigen Teil des Konzerts, ehe Carlos Santana mit seiner ausgezeichneten Begleitband und lateinamerikanischer Leichtigkeit für Stimmung sorgte.

 

 

Zog die Fans auf dem Bieberer Berg in seinen Bann: Rockstar Bruce Springsteen © Archiv/Georg Repro: Back OP 16. Juni 1999
Zog die Fans auf dem Bieberer Berg in seinen Bann: Rockstar Bruce Springsteen © Archiv/Georg Repro: Back OP 16. Juni 1999

 

Musik der meist deutlich härteren Gangart wurde beim Festival Go Bang! im Juni 1997 auf dem Bieberer Berg geboten. Techno-Beats und Hardcore-Klänge schallten durchs Stadion, darunter "Beispiele moderner Club-Musik, die aber in den Clubs bleiben sollte, weil sie nur dort ihre volle Wirkung entfaltet", hieß es damals in der OFFENBACH-POST. Mit dabei waren aber auch Größen wie David Bowie, New Model Army und Rage against the Machine sowie die Techno-Metal-Formation The Prodigy, die für Stimmung im Stadion sorgten. Doch auch deren "musikalisch beeindruckende Schlussoffensive" konnte das Festival kaum retten, das immer wieder von Gewitterschauern unterbrochen wurde.

 

Ein weiterer echter Rock-Gigant ging im Juni 1999 im Stadion auf die Bühne: "The Boss" Bruce Springsteen mit seiner E-Street-Band. 30.000 Fans sorgten rund um das Konzert wieder einmal für Verkehrschaos in Offenbach, nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten wurde ihnen "ein riesiges und vor allem friedliches Fest" geboten, war damals in der OFFENBACH-POST zu lesen. Drei Stunden lang gaben Springsteen und Band alles, um das Konzert zu einem Erlebnis werden zu lassen – was ihnen auch gelang.

 

 

30.000 feiern Grönemeyer auf dem Bieberer Berg. © Archiv/Georg Repro: Cezanne OP 02. Juni 2003
30.000 feiern Grönemeyer auf dem Bieberer Berg. © Archiv/Georg Repro: Cezanne OP 02. Juni 2003

 

"Herbert verzückte die Massen" titelte unsere Zeitung schließlich Anfang Juni 2003. Herbert Grönemeyer, einer der bis heute erfolgreichsten Stars der deutschen Musikszene, hatte sich angesagt, und erneut rund 30.000 Fans wollten dabei sein. Seinem Auftritt widmete die OFFENBACH-POST sogar eine komplette Sonderseite, das hatte noch kein Open-Air auf dem "Bersch" geschafft. "Herbie" und seine Band servierten den Fans eine faszinierende musikalische Zeitreise durch zwei Jahrzehnte, prallvoll mit Hits zum Mitsingen. (kc)