Hard2Remember

 

 

Christian Bernatek (g), Freddie Meinass (g), Wolfgang Kinner (b, voc),

John Francis (dr), Olaf Spindler (voc)

 

 

Die fünf Musiker, die 2016 während einer "Rockwerkstatt" der Freien Musikschule Rodgau zusammenfanden, sind überzeugte Rodgauer. Selbst John Francis, ihr Schlagzeuger, der aus England kommend sich in Deutschland beheimatet fühlt und mittlerweile einen Deutschen Pass erhielt, trommelt für Rodgau.

 

"Rodgau Rockt" (zu finden auf www.youtube.de) ist mittlerweile die bekannte Hymne der Band auf ihre Heimatstadt.

 

 

Artikel Offenbach Post, 15. Juli 2023:

 

"Ich fange gerade erst an"

 

 INTERVIEW

 

Maler und Musiker Friedhelm Meinaß ist 75 und voller Tatendrang

 

 

Friedhelm Meinaß ist nicht nur musisch begabt, sondern auch handwerklich. Er kann zum Beispiel aus zwei alten Fahrrädern ein neues bauen. Foto:: p/Charles Redwanz
Friedhelm Meinaß ist nicht nur musisch begabt, sondern auch handwerklich. Er kann zum Beispiel aus zwei alten Fahrrädern ein neues bauen. Foto:: p/Charles Redwanz

 

Nieder-Roden – Friedhelm "Freddie" Meinaß ist 75 geworden – und nach wie vor voller Tatendrang. "Ich fange gerade erst an", sagt er. Gefühlt schien er über Nacht und mit Macht zwei Jahre vor Corona über die Rodgauer Kulturszene gekommen zu sein. "Plötzlich" war er da. Danach hat er in der Stadt einiges angestoßen und in Bewegung gebracht. Sein größter persönlicher Erfolg bisher hier: der Erhalt des Rodgauer Kulturpreises 2019 (Grafikdesign, bildende Kunst). In Wahrheit wohnt der Maler und Musiker, der 1969 nach eigenen Angaben Deutschlands jüngster Grafikdesign-Professor war, allerdings schon seit 14 Jahren in Nieder-Roden.

Warum Rodgau?

 

Als meine mit mir immer noch nicht verheiratete Frau und ich mit unseren zwei kleinen Kindern 2009 nach Rodgau zogen, gab es einfache Gründe dafür. Erstens wollten wir ein drittes Kind und raus aus der Stadt und "im Grünen" wohnen. Und dann war der Mietspiegel wesentlich erträglicher als in Frankfurt. Bezüglich Rodgau waren uns allerdings nur die "Rodgau Monotones" bekannt – und wir wurden sehr davon überrascht, wie schön es hier ist oder sein kann und überhaupt nicht "monoton". So kann eine Namensgebung irreführend sein.

 

Sie sind Maler, Musiker und bildender Künstler und dabei auch noch handwerklich sehr begabt. Das ist ungewöhnlich. Viele Künstler kriegen nicht mal einen Nagel gerade und unverletzt in die Wand gehämmert.

 

Ich bin Bassist, Gitarrist und leidlicher Klavierspieler und fühle mich in allen Genres zu Hause. In Rodgau bin ich mittlerweile Sologitarrist der Band "Hard 2 Remember", für die ich mit Sänger Olaf Spindler die inoffizielle Hymne unserer Stadt geschrieben habe: "Rodgau rockt." Die Beschäftigung mit der Musik führte zwangsläufig dazu, die jeweiligen Instrumente zu reparieren oder zum Beispiel alte Gitarren wieder herzurichten. Als Handwerker bin ich sowieso in meinem Element, wenn es heißt, in die streikende Spülmaschine eine neue Wärmepumpe einzubauen und wieder in Gang zu bringen oder den Keilriemen des Autos aufzuziehen oder aus zwei kaputten Fahrrädern ein neues zu bauen. Das liegt mir, ich finde, das ist bei der Kunst schon hilfreich, wenn man bisschen geschickt ist.

 

Manche, die Sie kennen, und auch Sie selber sagen über sich, Sie seien zurückhaltend und Eigenlob komme Ihnen nur schwer über die Lippen. Andere sagen, Sie seien "ein begnadeter Selbstdarsteller". Wie geht das zusammen?

 

Ich bin ein begnadeter Selbstdarsteller, das habe ich mit vielen Künstlern gemein, bin aber eigentlich einer, der gerne in Ruhe gelassen werden will und sich um seine Familie kümmert.

 

Gibt es in Rodgau überhaupt eine Szene der Künstler und Kunstinteressierten, die diesen Namen verdient? Und kooperieren die hiesigen Künstler miteinander? Oder sind sie eher Konkurrenten?

 

In Rodgau bin ich schon immer dabei, mit anderen Künstlern zu kooperieren. Oftmals fühlen sich Künstler in Konkurrenz miteinander, das geht mir völlig ab. Die Rodgauer Kunstszene könnte allerdings besser aufgestellt sein. Hier meine ich nicht die Rodgau-Art oder die Jugend-Art, da leistet Gabriele Ziegler Außergewöhnliches. Es gibt aber keine größere Unterstützung für die heimischen Künstler. Da holt sich unsere Stadt lieber 27 Tonnen Wellblech und Beton in den Rodaupark, anstelle mal hiesige Künstler zurate zu ziehen, was Kunst im öffentlichen Raum betrifft. Das Kulturdezernat müsste als vornehmste Aufgabe die Förderung Rodgaus, der Rodgauer Kunstszene ansehen. Sowohl im bildnerischen als auch im musikalischen Bereich. Ich wäre dabei, ich bin ja Bürger und Kulturpreisträger unserer Stadt und empfinde das auch als Verpflichtung.

Sie sagen: "Ich fange als Künstler mit meinen 75 Jahren eigentlich erst richtig an." Was kommt als Nächstes?

 

Für Rodgau würde ich gerne eine freie Malschule für Kinder und Erwachsene einrichten. Ich war schon vor einiger Zeit bei unserer Stadt vorstellig, um eventuell Räumlichkeiten zu finden. Das verlief im Sande, obwohl ich keinerlei finanzielle Unterstützung erbat, sondern eine Eigenfinanzierung vorschlug. Ich kann mir auch vorstellen, die Rodgau-Galerie zu einer sich selbst finanzierenden Einrichtung zu machen – anstelle ein unglaublicher Kostenfaktor zu sein. Ich bin grundsätzlich der Meinung, es ist besser, selbst etwas für seine Stadt oder auch fürs Land zu tun, anstelle Forderungen zu stellen. Dass man mit Kunst durchaus auch merkantile und wirtschaftliche Bedingungen vereinen kann, ohne sich und die Kunst zu verbiegen, habe ich in diesem Jahr bei Veranstaltungen in der Open-World-Halle der Kulturinitiative von Dieter Stein unter Beweis gestellt. Die Verbindung von bildender Kunst und Musik kann Nährboden für Anerkennung und Erfolg sein.

 

Das Gespräch führte Manfred Meyer