Melina Kercher

 

 

Artikel Offenbach Post, 3. März 2020:

 

Große Pläne

 

In die Fußstapfen des Vaters: Ihr Herz schlägt für moll-lastige Musik

 

 

Vom Herz des Alten Orts aus in die Musikwelt: Melina Kercher hat große Pläne. Zählen kann sie auf die Unterstützung von Papa Michael Kercher, Organisator des alljährlichen Musikspektakels Open Doors und Schlagzeuger der Band The Gypsys. © Foto: sauda
Vom Herz des Alten Orts aus in die Musikwelt: Melina Kercher hat große Pläne. Zählen kann sie auf die Unterstützung von Papa Michael Kercher, Organisator des alljährlichen Musikspektakels Open Doors und Schlagzeuger der Band The Gypsys. © Foto: sauda

 

Wie der Vater, so die Tochter. Michael Kercher, Organisator des Open-Doors-Festivals und Schlagzeuger der Band The Gypsys, hat drei Töchter. Eine davon, Melina, möchte nun in die Fußstapfen ihres alten Herrn treten – und Musik machen.

 

Neu-Isenburg –  Doch ihr Instrument ist nicht vorrangig die Schießbude, obwohl sie demnächst auch trommeln lernen möchte, sondern die Stimme. Das passt, schließlich ist Neu-Isenburg auch als die Stadt der Tausend Sänger bekannt. "Mir machte es schon immer Spaß, zu singen", sagt Melina, die in der Schule im Chor sang. Sie ist sehr angetan von Soul, R'n'B und Sprechgesang. "Ich mag es gern, wenn die Musik sehr moll-lastig ist", sagt sie. Rock sei nicht so ihr Ding, wenn's ums Singen geht. Aber sie hört ihn schon gern. Am wohlsten fühlt sie sich dabei, wenn sie auf Englisch singt.

 

Nach dem Abitur, das sie in Frankfurt ablegte, nahm sie sich einige Monate, "um zu sehen, was ich tun will". In dieser Zeit entdeckte sie durch ihren damaligen Freund die Musik für sich. Nun hat die 18-Jährige erste "Gehversuche" unter-, einige Songs aufgenommen und ins Netz gestellt. Die werden ordentlich geklickt. "Früher habe ich schon gern Musik gemacht, aber ich war immer zu schüchtern, um das öffentlich vorzustellen", erinnert sie sich. Das hat sich bis heute nicht wirklich geändert, aber ihr Freund überredete sie, sich mehr mit Musik zu beschäftigen. "Er ist Influencer und hat aus Spaß Musik gemacht", berichtet sie. "Irgendwann bat er mich, den Refrain zu einem Lied zu singen, das er geschrieben hatte."

 

Sie tat es. Er, Ferdinand, als Vegains im Netz unterwegs, veröffentlichte den Song samt Video – und es hatte innerhalb kurzer Zeit viele Tausend Klicks. Sie und er lernten sich bei einer veganen Kreuzfahrt kennen. Und auf Bali arbeiteten sie gemeinsam an Melinas Songs. Dann trennten sich ihre Wege.

 

Die Passion für die Musik ist Melina geblieben. Und wie. Inzwischen hat sie drei fertige Lieder und allerhand Pläne. Zehn weitere hat sie in der Mache, vier davon fertig. "Ich mache das jetzt alles allein, einige hab ich auch mit dem Berliner Produzenten Flaex gemacht", erzählt sie. Aber auf die Bühne will sie so schnell nicht. "Ich sehe das als Hobby, nicht als Job. Mal schauen, was passiert."

 

Papa Kercher ist überzeugt von seiner mittleren Tochter: "Sie hat diese Begabung. Aber sie ist auch ein sehr schüchterner Mensch", so Michael Kercher, dem gleich auffiel, wie viel musikalisches Talent in ihr steckt. Die Liste der Instrumente, die sie spielt und spielte, ist lang: Cello, Flöte, Klavier sowie Gitarre und Bass. "Gitarre spielen macht mir aber am meisten Spaß."

 

Dass sie Schlagzeugspielen lernen möchte, passt ihm natürlich gut in den Kram, "aber ich möchte auch, dass sie jetzt Gesangsunterricht nimmt, um das Handwerkszeug zu bekommen", so Kercher. "Ich bin da, wenn sie sagt, dass sie mich braucht."

 

Sie kann sein "Netzwerk" nutzen, das groß genug ist. "Ich bleibe jetzt hier, fahre nicht, wie vorher geplant, nach Berlin. Meine Familie unterstützt mich und ist total begeistert", freut sich Melina, die auch einen "richtigen" Beruf lernen möchte und eine Ausbildung zur Hairstylistin anstrebt. Aber auch Fitnesscoach und Ernährungsberaterin könnte sie sich vorstellen. Auch da steckt Musik drin – irgendwie.

 

VON ENRICO SAUDA